Corona bremst Hilfsbereitschaft aus
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Es waren vor allem zwei Apelle, die im Zuge der Corona-Pandemie im März 2020 deutschlandweit zu hören waren: zuhause bleiben und Abstand halten. Dass es Menschen gibt, die kein Zuhause haben, wurde dabei außen vorgelassen. Doch gerade sie wurden von der Krise besonders hart getroffen, da viele Hilfsangebote eingestellt wurden und die bereits missliche Situation noch weiter verschärften.
Wie weit die Auswirkungen für Wohnungslose spürbar waren, dürfte an den meisten vorbei gegangen sein. Wie das oft der Fall ist, wenn man für etwas nicht sensibilisiert ist. So wurden Lebensmittelausgaben ebenso eingeschränkt, wie Aufenthaltsräume, Duschmöglichkeiten, Kleiderspenden und Übernachtungskapazitäten. Damit einhergehend, der Zugang zu Postfächern und Schließanlagen, um das Hab und Gut zu verstauen. Zudem konnten auch etliche Amtsangelegenheiten während des 7-wöchigen Corona-Lockdowns längere Zeit nicht erledigt werden, weil die Behörden geschlossen waren und eine persönliche Vorsprache nicht möglich war.
Hygiene als Stolperfalle
Dazu kam, dass weniger Leute unterwegs waren und die Spendenbereitschaft sichtlich abgenommen hat und man lieber Distanz wahrte. Gleiches galt für Erlöse aus dem Sammeln von Pfandflaschen, da diese in dem Zeitraum ebenfalls kaum noch zu finden waren. Dass längere Zeit Masken gefehlt haben, mit denen man anderen gegenüber treten konnte, hat die Situation zusätzlich erschwert, genauso wie der Umstand, dass an vielen Stellen die vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen nicht einzuhalten waren.
Neue Angebote mit Schwachstellen
Zwar gab es auf der anderen Seite auch neue Angebote, die helfen solten, weggebrochene Angebote, neue Defizite und Engpässe zu kompensieren. Doch auch diese hatten mitunter ihre Tücken. So tauchten beispielsweise Gabenzäune mit gefüllten Lebensmitteltüten auf. Das Problem dabei: jegliche Kontrolle bezüglich des Inhalts fehlte, ebenso wie eine verpflichtende Richtlinie zur Entsorgung verderblicher Lebensmittel. Gleiches galt für die Care-Pakete, die von der Stadt, entsprechenden Initiativen, Vereinen, und Privatleuten aus verteilt wurden. Eine bessere Variante bildeten die Essengutscheine – die allerdings nicht bei allen Betroffenen ankamen.
Keine Kleinigkeit war auch die Schließung vieler sanitärer Anlagen, während des Lockdowns. Zwar wurden temporär einige Alternativen eröffnet – wie beispielsweise das mobile Duschmobil in Köln Mühlheim – doch deckten die neuen Angebote weitaus weniger ab, als das reguläre Angebot. Dafür galten auch hier eingeschränkte Öffnungszeiten.
Zweite Welle als Damokles-Schwert
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Lage weiter entwicklen wird, denn die Corona-Krise hängt noch immer wie ein Damokles-Schwert über allen Köpfen. Zwar haben die meisten Angebote der Wohnungs- und Obdachlosenhilfe mittlerweile wieder geöffnet. Doch aktuell befinden wir uns bereits in einer zweiten Corona-Welle und es ist noch nicht absehbar, wohin der Trend geht. Bisher wurde von der Regierung nur der November als Zeitraum für den sogenannten ‚Wellenbrecher-Lockdown‘ genannt. Ob dieser ausgedehnt wird, bleibt abzuwarten und hängt mit den Infektions-Entwicklungen zusammen. Was sicher ist: Wohnungs- und Obdachlose zählen auch diesmal wieder zu den größten Verlieren.