Krankenversicherung ante portas

Krankenversicherung ante portas

Seit dem Jahr 2007 besteht in Deutschland eine gesetzliche Pflicht, sich krankenversichern zu lassen. Doch es gibt immer wieder Menschen, die durch das Netz fallen und keine Krankenversicherung haben – Tendenz steigend. Laut Daten des Bundesamts für Statistik (Destatis) liegt ihre Zahl mittlerweile bei rund 143.000. Damit ist sie in den letzten fünf Jahren um fast 80 Prozent gestiegen – 2015 lag die Zahl der Betroffenen bei 79.000. Dem gegenüber stehen rund 79 Millionen Krankenversicherte.

Was die Gründe für den Anstieg angeht, stochern Bundesregierung, Bundesgesundheitsministerium und der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) offenbar im Nebel, da ausstehende Beiträge gestundet werden könnten, ohne dass der Versicherungsschutz ganz verloren geht. Im Fall einer derartigen Situation können die Betroffenen allerdings mitunter nur einen begrenzten Leistungsumfang in Anspruch nehmen.

Frappant ist allerdings die geografische Differenz: So wurden in Ostdeutschland ’nur‘ 26.000 Menschen ohne Krankenversicherung erfasst. Dem gegenübder stehen 117.000 in Westdeutschland. Zu den Personengruppen, die keine Krankenversicherung haben, zählen vor allem Selbstständige, Arbeitssuchende, Wohnungs- und Obdachlose.

Aufklärungsarbeit ein Muss

Gerade die letzte Gruppe hat es mitunter schwer, wenn es um eine adäquate medizinische Versorgung geht. Zum einen, weil sich viele davor scheuen, entsprechende Anlaufstellen aufzusuchen, oder schlicht nicht wissen, wo sie hingehen sollen. Nicht alle Stellen nehmen Wohnungs- und Obdachlose zudem mit offenen Armen auf – unabhängig davon, dass auf eine medizinische Grundversorgung ein Anrecht besteht. Die Kosten dafür werden oft übernommen, falls die betroffene Person nicht selber dafür aufkommen kann.

Die Tatsache, dass viele Wohnungs- und Obdachlose an irgendeiner Stelle durch das soziale Netz gefallen sind und prekäre Lebensumstände haben, führt zudem oft dazu, dass medizinische Einrichtungen – sofern sie sich überhaupt zuständig fühlen – erst spät aufgesucht werden. Die Erkrankungen sind dann oftmals schon weiter fortgeschritten und bedürfen einer intensiverer und ergo auch kostenspieliger Behandlung.

Anlaufstellen für Wohnungslose

Dies belastet das Gesundheitssystem zusätzlich und möglicherweise unnötig – wenn man präventiver an das Thema rangehen würde. Zu den Einrichtungen, die spezielle medizinische Dienste für Wohnungs- und Obdachlose, sowie auch anderen Menschen, die durch das soziale Raster gefallen sind, anbieten, zählen Gesundheitsämter. In Köln gibt es hier das Angebot ‚Mobile medizinische Grund- und Notfallversorgung‘ für Wohnungslose und Drogenabhängige.

Zudem gibt es die Sprechstunden des Mobilen Medizinischen Dienstes (MMD), der in die jeweiligen Einrichtungen der Wohnungslosen- und Suchtkrankenhilfe kommt. Die Sprechstunden und Öffnungszeiten finden sich unter anderem auch in der Broschüre: ‚Wo? Wann? Wer?‚ wieder, welche die Stadt Köln zusammen mit der Obdachlosenhilfe Die Brücke e.V. publiziert.

Informationsbroschüre mit Angeboten für Wohnungslose und Suchtkranke. Foto: J. Christ

Titel-Foto/Bild: idr