Über das Projekt

Über das Projekt

„So wie Du denkst fällt Deine Ernte aus.“

— Shri Ramakrishna

Vom imaginären Herzensprojekt in die Realität: die Idee eines Besuchsdienstes für wohnungs- und obdachlose Menschen hatte die Initiatorin von ’Graue Funken’ schon lange im Kopf, ohne diese jedoch aktiv umzusetzen, weil berufliche wie private Umstände dieses Vorhaben immer wieder in den Hintergrund rücken ließen. Zudem bestanden Zweifel daran, das Ganze im Alleingang realisieren zu können. Die Wende kam mit neuen Begegnungen und Gesprächen, die positives Feedback gaben und den Glauben an den Mehrwert eines entsprechenden Angebots stärkten. Zudem fanden sich einige Menschen, die bereit sind, sich auf das ‚Graue Funken‘-Experiment einzulassen und sich dort zu engagieren.

Soziale Teilhabe als Mehrwert

Die Lichtblicke im Leben von wohnungs- und obdachlosen Menschen sind meist eher selten, da ihr Alltag von Sorgen um das Notwendigste überschattet wird und viel Zeit und Kraft dabei drauf geht, erstmal die elementarsten Grundbedürfnisse zu befriedigen. Parallel dazu sind sie zahlreichen Stress- und anderen Risikofaktoren ausgesetzt und haben wenig Gelegenheit, ihre Gesundheitsressourcen zu schützen. Dazu kommen bürokratische Hürden, die Wohnungslose bewältigen müssen, um einige der vorhandenen Hilfsangebote überhaupt erst nutzen zu können.

Auf der anderen Seite fehlt vielen oft ein stabiles, soziales Netz, das sie auffängt und andere Perspektiven eröffnet, oder Raum für persönliche Weiterentwicklung, Kreatives und Träume lässt. Vielmehr werden Wohnungs- und Obdachlose in der Öffentlichkeit gerne übersehen oder gezielt umgangen, ohne dass man auf den einzelnen Menschen achtet, dem man in dem Moment begegnet. Mit dem geschützten Zuhause verlieren viele Menschen zunehmend auch jeglichen anderen Halt und das Gefühl für sich selbst, weil sie immer weniger positive Spiegelung und Wertschätzung durch andere erfahren.

Kennenlernen im geschützten Raum

Der Mehrwert von sozialen Bindungen ist wissenschaftlich erwiesen, ebenso die positive Auswirkung auf das Wohlbefinden, wenn der eigene Handlungsspielraum größer wird, während Isolation und Einsamkeit der Gesundheit schaden. Diese Gedanken greift der ‚Graue Funken‘-Besuchsdienst auf, bei dem sowohl Einzel-, wie auch Tandem-Besuche und Gruppenaktivitäten im kleineren Kreis angedacht sind.

Die einzelnen Teilnehmer lernen sich in einem geschützten Umfeld kennen, in dem erstmal geschaut wird, wer mit wem harmoniert und ein ‚Besuchs-Paar‘ bilden könnte. Auch wenn der langfristige Gedanke bei den jeweiligen Konstellationen im Vordergrund steht, sind Veränderungen auf Wunsch natürlich immer möglich. Zudem finden sich neben den Besuchsdiensten auch andere und kürzere Arten von Einsatzmöglichkeiten innerhalb der ‚Grauen Funken‘.

Weg vom Bittsteller-Gedanken

Regelmäßige Treffen und gezielte, gesellschaftliche Teilhabe sollen zum einen die Gesundheitsressourcen und das Gefühl der Selbstwirksamkeit bei der vulnerablen Randgruppe fördern. Zum anderen sollen Berührungsängste und Vorurteile auf beiden Seiten abgebaut werden. Im Zuge der Projekt-Initiative wird Wert darauf gelegt, dass sich alle Teilnehmer aktiv als Geber und Nehmer einbringen können und sich niemand als reiner Bittsteller fühlen muss, was bei vielen Aktionen, Initiativen und Projekten für die Zielklientel der Fall ist. Durch diese Win-Win-Situation soll ein positiver Domino-Effekt erreicht werden, der – in die Breite getragen – auf die Gesellschaft abfärben kann.

Ambivalenz im Namen

Der Name ’Graue Funken’ wurde bewusst gewählt: Den trüben, grauen Aussichten, die mit Wohnungslosigkeit und Armut einhergehen, sollen die Funken als Hoffnung gegenüberstehen, denn sie können Altes wieder aufflammen lassen oder Neues entzünden. In Köln, wo der ‘jecke Besuchsdienst’ konzipiert wurde, ist der Name Funken zudem eng mit dem Karneval verbunden und die mit dem Karneval assoziierte Lebensfreude sollte sich im Projekt-Namen wiederfinden, in der Hoffnung, dass sie sich dort auch wiederfinden wird.

Foto/Bild: von Pixabay