Defensive Architektur: Rote Karte für Wohnungslose

Defensive Architektur: Rote Karte für Wohnungslose

Eine Stadt möchte sich in der Regel auch optisch gut darstellen – und wohungslose Menschen sind dabei oft nicht erwünscht. Um Menschen ohne Bleibe gezielt aus dem Stadtbild zu verdrängen und sie davon abzuhalten, sich langfristig irgendwo ‚gemütlich‘ niederzulassen, wird – gerade in Großstädten – mitunter auch spezielles Design angewendet: die so genannte ‚defensive‘ oder auch ‚feindliche‘ Architektur.

Hierzu zählen Metallstacheln und Gitter, die in Eingängen oder am Boden angebracht sind, um zu verhindern, dass man sich dort gut hinsetzen kann, genauso wie wenig überdachte Plätze, die einsehbar und zugig sind und keine Rückzugsmöglichkeit bieten. Klassiker der ‚defensiven Architektur‘ sind auch Bänke, die so konstruiert sind, dass man dort möglichst unbequem liegt. Dies kann durch eine fehlende Rückwand erreicht werden, durch Unterbrechungen der Sitzmöglichkeiten, durch ungerade Ebenen und spezielle Oberflächen oder auch schlicht dadurch, dass die Bank nur sehr kurz ist.

Paradebeispiel Camden-Bank

Ein Beispiel, in dem die meisten dieser Ansätze ‚erfolgreich‘ umgesetzt wurden, findet sich im Londoner Stadtteil Camden, wo vor einigen Jahren eine Bank aufgestellt wurde, die an den Seiten sehr schmal zusammenläuft und zudem eine geriffelte und abgeschrägte Oberfläche besitzt. Das Design der Bank ist zwar stylish und ein echter Blickfang – für einen längeren Sitzaufenthalt oder bequemes Schlafen eignet sie sich allerdings nicht.

An Möglichkeiten und Ideen für ‚defensive Architektur‘ mangelt es im Alltag nicht – wobei manches mal mehr, mal weniger subtil in Erscheinung tritt. Selbst Mülleimer werden mitunter so konstruiert, dass man nicht gut in sie reingreifen kann – um Pfandflaschensammler auszubremsen. Weitere Ansätze sind nervige oder laute Musik, blaues Licht, das den intravenösen Drogenkonsum erschweren soll, Sprinkler-Anlagen, Poller und erhöhte Elemente in ebenen Flächen.

Defensive Architektur in Köln

Auch in Köln finden sich zahlreiche Spuren von defensiver Architektur. Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, kann diese schnell und problemlos entdecken.

Foto/Bild: idr